Leben & Werk – Als fünftes Kind des Baumwollhändlers Heinrich Bodmer und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Meier kam Karl Bodmer am 11. Februar 1809 in Zürich auf die Welt. In einer wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeit der Napoleonischen Kriege besuchte er mit sechs Jahren die Schule, wo er das Grundlagenwissen von Schreiben, Lesen und Rechnen und Beten erlernte.
Im Alter von 13 Jahren begann er, wie auch schon sein Bruder Rudolf einige Jahre vor ihm, eine Lehre bei seinem Patenonkel Johann Jakob Meier. Er erhielt bei dem angesehenen Landschaftsmaler eine fundierte Ausbildung als Radierer, Lithograf und Kupferstecher. Außerdem erhielt der begabte Knabe vom Onkel Unterricht in Zeichnen und Malen.
Als Karl mit sechzehn Jahren seine Ausbildung abgeschlossen hatte, machte er sich 1825 mit seinem älteren und erfahreneren Bruder Rudolf selbständig. Sie arbeiteten für den Züricher Verlag F.S. Füssli und trugen mit dem Gravieren von Städteansichten und Vignetten zum Lebensunterhalt der Familie bei.
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1828 beschloss Karl auf Wanderschaft zu gehen. Er verließ die Schweiz und ging über Basel nach Koblenz um in der lieblichen Landschaft von Rhein und Mosel, die in der damaligen Zeit schon bei Touristen sehr beliebt war, sein Glück als Maler zu versuchen.
Er fertigte romantische Aquarelle und Zeichnungen der idyllischen Flusslandschaften an, die unter dem Namen „Malerische Ansichten der Mosel, des Rheins und der Lahn“ und der Mitwirkung seines Bruders im Verlag Jakob Hölscher als kolorierte Kupferstiche in Aquatinta-Technik erschienen.
Der in der Nähen von Koblenz wohnende Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied fand an den Illustrationen so großen Gefallen, dass er Karl Bodmer aufforderte, ihn als Jäger und wissenschaftlichen Zeichner auf eine Expedition nach Nord-Amerika zu begleiten. Auf dieser Reise sollte er mit größtmöglicher Genauigkeit dazu beitragen das Land und die Leute, Flora und Fauna festzuhalten.
1832 begann die 28 Monate dauernde, abenteuerliche Reise in Rotterdam und führte über Boston und New York in die noch dünn besiedelten Gebiete im Norden. Es sollte aber fast ein Jahr dauern, bis sie durch Krankheiten, Wintereinbruch und andere Widrigkeiten behindert, in die von Indianern bewohnten Landstriche, westlich des Mississippi vordringen konnten.
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Bodmers genaue Beobachtungsgabe, sein aufrichtiges Interesse und seine Bemühungen, der Ursprünglichkeit der überwältigenden Natur gerecht zu werden, kommen in seinen Zeichnungen von medizinischer Selektivität und seinen Aquarellen von den weiten und unberührten Landschaften, zum Tragen.
Er war von der Lebensweise der verschiedenen Indianerstämme tief beeindruckt und hielt die vom Untergang bedrohten Kulturen in zahllosen Skizzen und Dokumentationen fest. Auch menschlich war er von den Ureinwohnern Amerikas sehr angetan und trotz Sprachschwierigkeiten schloss er mit einigen von ihnen engere Freundschaften.
Die Achtung vor diesen Menschen voller Kraft und Stolz, die Bodmer in seinen vorurteilsfreien Darstellungen festhielt, ist in seinen berühmten Abbildungen und Porträts der Indianer deutlich zu spüren. Sie sollten später auch den Schriftsteller Karl May als Vorbild dienen. Insgesamt brachte er von dieser langen Reise über 400 Arbeiten nach Deutschland mit zurück.
Anfänglich hatte der Maler vor, nach Amerika zurückzukehren und sich dort niederzulassen, gab den Plan aber auf und richtete sich in Dormagen-Horrem in der Nähe von Düsseldort ein Atelier ein. 1835 zog er aber auch aus wirtschaftlichen Gründen nach Paris und arbeitete an der Herstellung und Veröffentlichung der Reisebuchaufzeichnungen des Prinzen mit seinen kollorierten Illustrationen.
Dieses literarische Werk „Reise in das innere Nord-Amerika in den Jahren 1832 bis 1834 „ hat noch heute eine große Bedeutung in der Ethnologie und gehört zu den wichtigsten Dokumentationen der untergegangen Indianerkulturen.
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In Paris hatte er die Bekanntschaft der Maler Théodore Rousseau und Jean-Franc Millet und des Schriftstellers Théophile Gautier gemacht und verließ Paris, wo er nicht sonderlich erfolgreich war. Er flüchtete mit seinen Freunden 1848 vor der französischen Februarrevolution und einer Choleraepidemie nach Barbizon.
In der dort schon seit Jahrzehnten bestehenden Künstlerkolonie wurde er ein einflussreiches Mitglied der „Schule von Barbizon“, die sich hauptsächlich der Freilichtmalerei widmete. Mit den Bildern, die vorwiegend in den Wäldern von Fontainebleau entstanden fand er endlich auch Anerkennung.
Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Dormagen-Horrem 1851 kehrte er in Begleitung von Anne-Marie-Madeleine Pfeiffer aber wieder nach Barbizon zurück. Die neunzehn Jahre jüngere Lebensgefährtin gebar ihm drei Söhne und wurde erst im Oktober 1876 zu seiner Ehefrau.
Aus wirtschaftlichen Gründen musste er 1884 sein Haus verkaufen und nach Paris zurückziehen. Obwohl er Erfolge als Maler und als Illustrator für internationale Zeitschriften, Bücher und Kataloge hatte, Meisterschüler wie Otto Fröhlicher unterrichtete und Anerkennung für seine weltweit ausgestellten Arbeiten in Form von Medaillen und Ehrungen verschiedenster Art erhielt, war seine finanzielle Lage durch widrige Umstände prekär.
So waren seine letzten Jahre , die er in Paris verbrachte, von Geldmangel und Krankheiten überschattet. Einsam und von Rheuma und Arthritis geplagt starb der 82jährige Künstler blind und taub am 30. Oktober 1893 in Paris. Seine letzte Ruhestätte fand er neben seinen Malerfreunden Rousseau und Millet auf dem Friedhof Chailley-en-Biére bei Barbizon.