Leben & Werk – Die Künstlerin Broncia
Koller-Pinell kam als Bronizlawa Pineles am 25. Februar 1863 als
Tochter des Fabrikbesitzers Saul Pineles und seiner Frau Clara,
geb. Herzig in Sanok in Galizien, das damals zu Österreich gehörte,
zur Welt. Sie war eines der fünf Kinder des jüdischen Ehepaars.
Die Familie zog im Jahre 1870, als Broncia sieben Jahre alt war,
nach Wien, wo sie bei Robert Raab , und ab 1883, nach dem Tod des
Malers, bei Alois Delug privaten Malunterricht nahm. Ihr erstes
Gemälde stellte sie bereits 1885 öffentlich aus.
In einer Zeit, da den Frauen der öffentliche Zugang zu den
Universitäten und somit ein reguläres Studium verwehrt wurde, zog
die Malerin nach München und studierte ab 1885 fünf Jahre an der
"Damenakademie" des Künstlerinnenverein. Ihre Lehrer waren Ludwig
von Herterich und Ludwig Kuhn.
Ihre ersten Erfolge feierte sie 1888 auf der Internationalen
Kunstausstellung in Wien,1893 bei einer Ausstellung im Glaspalast
in München und 1894 im Kunstverein in Leipzig. Gesellschaftlich
unterhielt sie gute Kontakte zu anderen Malern, zu Schriftstellern,
Komponisten und Musikern, wie Hugo Wolf.
1896 lernt sie den bekannten Arzt und Physiker Hugo Koller kennen
und heiratet ihn trotz der Einwände ihrer Eltern. Mit ihrem Mann,
der als Förderer junger Maler und eifriger Kunstsammler eng in die
Kunstszene eingebunden war zieht sie nach Salzburg.
Broncia Koller-Pinell
Herrenhaus
ab 27.00 €
|
Koller-Pinell
Lichtgestalt
ab 28.00 €
|
Koller-Pinell Frau mit blauem
Kopftuch
ab 25.00 €
|
In Nürnberg, wo sie sich kurz darauf eine Wohnung nehmen, werden
ihre beiden Kinder Ruppert und Silvia geboren. Die Geschwister
wurden als Christen registriert, obwohl Broncia nicht konvertierte
und weiterhin ihrem jüdischen Glauben anhing.
1902 erbt die Familie Koller-Pinell in Oberwaltersdorf in Wien ein
Haus und zieht nach Wien zurück. Durch ihren Mann, der gute
Kontakte zu den Künstlern der Wiener Sezession und den Wiener
Werkstätten hatte, lernt sie auch deren Mitglieder kennen. Mit
Gustav Klimt und Egon Schiele, den sie auch finanziell unterstützt,
verbindet sie schon bald eine lang anhaltende Freundschaft.
Mit ihren, verschiedene Stile durchlaufenden Werken, ihren
impressionistischen Bildern, ihren Arbeiten im Jugendstil und
späteren expressionistischem Stilformen sowie Gemälden im Stil der
neuen Sachlichkeit, begann ihr Aufstieg in die sogenannte Elite der
Österreichischen Maler.
Trotzdem waren ihre Porträts, Aktdarstellungen, Genre und Stilleben
oftmals umstritten und der Kritik ausgesetzt. Für viele war sie
auch nur die talentierte Frau eines angesehenen Mannes und außerdem
in ihrer traditionellen Frauen- und Mutterrolle verhaftet.
Ihre künstlerische Kreativität wurde zum Teil nur wegen ihrer
gehobenen gesellschaftlichen Stellung und ihrer finanziell
gutsituierten Lage akzeptiert, aber der aufkommende Antisemitismus
in der öffentlichen Politik verdunkelte den Glanz der
leidenschaftlichen Künstlerin.
In den, vielen Künstlern offen stehenden, Stadtwohnungen unterhielt
das Ehepaar regen Kontakt zu prominenten Zeitzeugen wie Sigmund
Freud, Alma Mahler und Hermann Broch, nach dem Ersten Weltkrieg
gehörten auch der Maler Anton Faistauer, Franz von Zülow und Albert
Paris Gütersloh zu ihren Gästen.
Die lange in Vergessenheit geratene Künstlerin, eine der
bedeutendsten Malerinnen Österreichs um die Jahrhundertwende, starb
mit einundsiebzig Jahren am 26. April 1934 in Oberwaltersdorf, Auf
dem Döblinger Friedhof in Wien fand sie ihre letzte Ruhestatt.