Leben & Werk – Der deutsche Maler und Grafiker
Albert Weisgerber, Sohn eines Bäckers und Gastwirtes, wurde am 21.
April 1878 in St. Ingbert geboren. Er besuchte von 1891 bis 1894
die Kreisbaugewerbeschule in Kaiserslautern. Nach deren
erfolgreichen Abschluss begann er mit sechzehn Jahren eine Lehre
als Dekorationsmaler in Frankfurt am Main.
Er zog 1894 nach München und begann nach einem dreijährigen Besuch
der Kunstgewerbeschule ein Studium an der Akademie der Bildenden
Künste bei Gabriel Hackl, später bei Franz von Stuck und wurde
dessen Meisterschüler. Seinen Lebensunterhalt verdiente er seit
Beginn seines Studiums als Zeichner für die Zeitschrift „Die
Jugend“. Diese Tätigkeit behielt er bis 1913 bei.
Auf der Akademie lernte Weisgerber die Maler Paul Klee, Wassily
Kandinsky, Hans Purrmann und Willi Geiger kennen. Mit ihnen und mit
Hermann Haller, Max Slevogt, Gino von Finetti und Fritz
Burger-Mühlfeld verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Er
gründete 1898 mit seinen Freunden den Verein „Sturmfackel“, dem
auch die Künstler Alfred Kubin, Alfred Lörcher und Rudolf Levy
angehörten.
Nach Ableistung seines Militärdienstes im Jahre 1902 hielt sich
Weisgerber immer öfter in seiner Geburtsstadt St. Ingbert auf. Er
setzte sich intensiv mit den französischen Impressionisten
auseinander und schuf eine Serie von Biergarten-Bilder. Die Reisen,
die er unternahm, führten ihn auch in die heimliche Hauptstadt der
Künstler – nach Paris.
Er machte die Bekanntschaft von Henri Matisse und seinen Bildern
und erhielt Impulse von so bedeutenden Malern wie Henri de
Toulouse-Lautrec, Paul Cezanne, El Greco und Edouard Manet. Die
Werke der Impressionisten hinterließen einen starken Eindruck auf
Weisgerber und beeinflussten seinen Malstil. In dieser Zeit
entstandenen neben Cafe- und Varietebildern auch etliche Porträts
als Auftragsarbeiten.
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In München lernte er in einem Szenecafe die jüdische Malerin
Margarete Pohl, eine Prager Bankierstochter, kennen und heiratete
sie 1907. Er war auch in den Kreisen der Literaten,
Gesellschaftskritiker und Publizisten wie Joachim Ringelnatz, Erich
Mühsam, Wilhelm Hausenstein und Theodor Heuss ein gern gesehener
Gast, und fertigte Porträts von ihnen an.
Hausenstein verfasste 1918 nach Weisgerbers frühem Tod seine
Biografie. Erste internationale Erfolge brachten ihm die Ankäufe
seiner Bilder von der Münchner Pinakothek und der Städtischen
Galerie Frankfurt ein. Mit Gino von Finetti reiste er 1909 nach
Florenz und kam mit den italienischen Quattrocentisten in Kontakt,
worauf er einen neuen Anfang seiner bisherigen Kunst begann.
Religiöse Themen wie Absalomon, David und Goliath und Jeremias
wurden in den folgenden Jahren seine Hauptmotive.
Er nahm 1911 zum ersten Mal an Ausstellungen in München und Dresden
teil, ein Jahr später in Berlin , Köln und in Zürich.
Gemeinsam mit Alexej von Jawlensky, Adolf Erbslöh, Paul Klee und
anderen Malerkollegen gründete er die Künstlervereinigung Münchner
Neue Secession und wurde dessen erster Präsident. Ein halbes Jahr
vor seinem Tod konnte er 1914 die erste Austellung der Secession
miterleben.
Bei Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er als Leutnant und
Kompanieführer des Königlich bayerischen
Reserve-Infanterie-Regiments eingezogen und fiel im Frühjahr, am
10. Mai 1915 in Frankreich, westlich von Lille. Sein Leichnam wurde
nach München überführt und auf dem Münchner Nordfriedhof
beigesetzt.
Ein makabrer Zufall der Geschichte: Adolf Hitler, der nach
Machtergreifung der Nationalsozialisten, Weisgerbers Bilder, wie
auch viele andere der modernen deutschen Künstler, als Entartete
Kunst beschlagnahmen ließ, diente im selben Regiment als
Gefreiter.